Auf verhüllten Pfaden

Nebelwanderung
Der Wetterwechsel zu gestern war heute einmal mehr äusserst frappant. Fast den ganzen Tag umgab uns Nebel, einmal dichter, dann wieder hellte es für einen kurzen Augenblick auf. Wir beschlossen, trotzdem eine kleine Wanderung zu machen, um auch bei diesem grauen Wetter die Schönheiten der Natur zu bewundern – man findet sie nämlich. Nur der Aufbruch aus der warmen Stube kostet jeweils etwas Überwindung. Doch sobald die ersten Schritte gegangen sind, wird es zum erneuten Erlebnis. Zeitweise war der Nebel so dicht, dass man kaum ein paar Meter weit sah. Zum Glück folgten wir einer Strecke, die wir gut kennen und schon öfters gegangen sind. Sie führt auch über ein paar Abkürzungen, wo wirklich gar kein Weg mehr zu sehen ist und eine Karte auch nicht weiterhelfen würde. Die Bäume zeichneten im durchsichtigen Weiss interessante Muster. Auch wenn die Farben heute weniger leuchtend waren, es hat trotzdem sich gelohnt.

Klare Farbpalette

Blau, grün und gelb
So schnell ändert sich die Witterung in den Bergen. Nach den Niederschlägen und dem kleinen Gewitter von gestern haben wir schon wieder wunderbares Wetter mit einer erstaunlich klaren Fernsicht. An den entfernten Hängen drüben auf der anderen Talseite sieht man viel mehr Details als sonst – der Regen hat den Blütenstaub offenbar tüchtig ausgewaschen – an den Naturwegen ist der Staub immer noch gut sichtbar – die Pfützen scheinen einen goldenen Rand zu haben. Mit der klaren Sicht waren auch die Farben heute leuchtend. Das Blau des Himmels und das Weiss der neu verschneiten Gipfel in der Ferne waren überdeutlich. Aber auch die Bäume und die Wiesen strahlen in einem frischen und hellen Grün und die gelben Blüten des Löwenzahns machen die Farbpalette noch reicher. Es war heute ein wunderbarer Gang durch die Natur an der etwas aufgefrischten Luft.

Grau ist nicht nur grau

Nebelschwaden ziehen bergwärts
Nach dem dringend nötigen Regen, der in der Nacht und heute morgen die Landschaft endlich etwas bewässert hat, sind wir am Mittag für eine kleine Wanderung aufgebrochen. Der Wettercharakter hat sich völlig verändert, wir sind im Nebel gestartet und die Nebelschwaden zogen langsam aber beständig die Bergflanke hinauf. So veränderte sich der Ausblick dauernd – die Bäume verschwanden im Grau und ein paar Minuten kamen sie wieder zum Vorschein. Man hatte fast den Eindruck, die Umgebung sei in unablässiger Bewegung und einmal mehr haben wir erlebt, dass grau eben nicht einfach nur grau ist, sondern viele Schattierungen aufweist und viele interessante Bilder schafft.

Wasser für das Leben

Wasserteiler
Es ist immer wieder hoch interessant und erstaunlich zu sehen, welch genialen Ideen unsere Vorfahren hatten, ohne Informatik, ohne grosse Technik, ohne die einfachen und komplizierten Werkzeuge unserer Zeit. Wasser war schon immer Grundlage für das Leben und Bewässerung der Felder für Getreide und für die Graswiesen war schon seit immer äusserst wichtig. Bei diesem Wasserteiler aus dem 14. Jahrhundert, bei dem wir heute vorbei gekommen sind, wird die Wassermenge geteilt. Im linken Abfluss fliessen ⅓ der Wassermenge, im rechten ⅔. Gar nicht auszudenken, wie kompliziert man das heute lösen würde. Das Wasser fliesst auf eine Bretterebene und der Teiler steht am Drittel der Distanz zwischen dem linken und rechten Rand. Die Person, der für die Wartung der Wasserkanäle zuständig ist, muss den Teiler immer von Ästen und Steinen befreien, damit die Teilung eben auch gerecht verläuft. Ein so altes System – und es funktioniert noch heute.

Blick aus dem Wald

Eine andere Sicht
Auch am heutigen Tag waren wir etwas über zwei Stunden unterwegs und sind fast die ganze Zeit auf bekannten Wegen marschiert. Doch wir haben auch für eine kurze Partie einen ganz neuen Pfad gefunden, der nicht einmal in der Karte eingetragen ist und der uns auch eine neue Sicht geboten hat. Der Anstieg war extrem steil, aber wir sind ja unterdessen ganz fit und das hat uns nicht wirklich gross beeindruckt. Die andere Sicht auf dem Bild entstand aber nochmals an einer andere Stelle – dort, wo man aus dem Wald heraus auf einen Teich und die Berge schauen kann. Dieser Ausblick hat da ganz verschiedene Ebenen und wenn es im Vordergrund dazu noch rot leuchtet, weil da schon Tulpen blühen, dann fand ich es eine Foto wert. Wie die Tulpen da in die freie Natur gekommen sind, bleibt ein Rätsel – die nächsten Häuser sind da ziemlich weit weg.

Ein weisses Blumenmeer

Weisses Blumenmeer
Da hatte ich vor ein paar Tagen geschrieben, dass es in diesem Jahr nur wenig Krokusse zu finden gäbe. Heute habe ich auf unserer Wanderung bemerkt, dass ich das viel zu früh erwähnt hatte – wir sind an vielen Orten ganzen Teppichen von Krokussen begegnet, die die grünen Wiesen mit unzählig vielen weissen Punkten aufgelockert haben. Hingegen haben wir keine blauen Frühlings-Krokusse gefunden, die scheinen in unserer Gegend viel seltener zu sein. Diese Blumen werden auch als Frühlings-Safran bezeichnet und wenn man genauer hinsieht, findet man genau so gelben Blütenstaub, wie beim richtigen Safran. Allerdings, so wie ich gelesen habe, ist der giftig, also nicht für eine feines Safran-Risotto zu verwenden. Nach der fast dreistündigen Wanderung freuen wir uns jetzt auf das Abendessen.

Abstand wahren

Drei mit Abstand
Das Wort „Abstand“ ist wohl zur Zeit mit Abstand einer der meist verwendete Begriff.  Genau so sollen wir einander begegnen, bitte mit mindestens zwei Meter Distanz und auch nicht länger als 15 Minuten. In der freien Natur ist das alles eigentlich kein Problem, ausser der Weg ist sehr schmal und die Natur felsig und steil, wo ein Schritt aus dem Weg etwas schwierig wird. Oder es wird auch dann etwas subtiler, wenn dem Gegenüber die Regel egal zu sein scheint und nicht genügend Platz lässt. Die drei Birken hier, denen wir heute begegnet sind, stehen schon länger in genügendem Abstand an dieser Kante. Jeder lässt dem anderen noch etwas Luft und Sonnenschein und stellt den anderen nicht in den Schatten. Genau so sollte es eigentlich auch für uns sein – nicht nur in dieser seltsamen Zeit.

Über Brücken gehen

Holzbrücke
Die knapp zwei Stunden Marsch heute führte auch wieder über verschiedene Wege und Pfade und auch heute ein kurzes Stück dem Wasser entlang. Doch wir kamen von oben den Weg hinab und mussten den kleinen Bach zuerst überqueren, was sich auf dieser stabilen Holzbrücke problemlos machen liess. Sie steht hier schon ein paar Jahre und macht sieht nicht brüchig aus. Brücken sind ja ein starkes Symbol – „Überwindung von Gräben und die Verbindung über trennende Grenzen“[1]. Aber wie jedes Symbol, enthält es noch andere Seiten: „Brücken können einstürzen, wirken manchmal wackelig oder wenig Vertrauen erweckend, führen über gefährliche Abgründe und stehen für das Betreten von Neuland“[1]. Alle diese Gedanken waren heute Nachmittag aber nicht mit uns, wir benutzen den Steg und setzten unseren Weg dem Wasser entlang fort.

[1] Wikipedia – Brücke als Symbol

Blühende Weiden

Blühende Weide
Wir hatten uns vor ein paar Tagen gesagt, dass wir etwas mehr Abwechslung in unsere täglichen Wanderungen bringen sollten. Wir wollen uns ja nicht ins Auto setzen und irgendwo hinfahren, sondern immer von zu Hause aus losmarschieren. Jetzt wechseln wir wenigstens mit den Wanderzeiten etwas ab. Die heutige Tour war also wieder etwas länger und führte uns ins Lawinental, das wir den ganzen Winter über nie besucht hatten. Selbstverständlich muss man dort die jeweilige Lawinensituation beachten und lieber einmal auf einen Abstecher verzichten – das geht im Winter ja eh nur mit den Schneeschuhen. Nun, auch dort sind jetzt die Boten des Frühlings nicht zu übersehen. Wir haben viele blühende Weiden angetroffen – die goldig leuchtenden Weiden sind von weitem zu sehen und werden ja auch sehr gerne von den Bienen besucht. Es war ein sonniger und bunter, einmal mehr ein gelungener Ausflug.

Leuchtendes Gelb

Einfach nur gelb
Nach dem heutigen kleinen Wanderung bei strahlendem Sonnenschein wie in den letzten Tagen immer und einer Temperatur von schon fast bei 20°C, habe ich auch noch einen kleinen Rundgang rund ums Haus gemacht – so nach der Aufforderung, in diesen Zeiten doch zu Hause zu bleiben. Was jetzt gerade so auffällt: Die verschiedenen Forsythien-Büsche sind alle in vollster Blüte und bringen mit dem kräftig leuchtenden Gelb viel Farbe in den Garten und strahlen mit den Osterglocken um die Wette. Bei so viel toller Umgebung hat man tatsächlich auch an Ostern kein Bedürfnis, irgendwo hin zu fahren, zumal die Prognose weiterhin ganz angenehmes Wetter ankündigt. Nun gut, etwas Niederschlag wäre in den kommenden Tagen eine schon bald nötige Abwechslung. Wir werden sehen.